Die „Initiative Afrikasiedlung“ ist ein Bündnis aus den zivilgesellschaftlichen Gruppen „DU erinnern“ und „Aufstehen gegen Rassismus“ sowie Vertreterinnen und Vertretern der SPD und der Grünen in der Bezirksvertretung Süd. Gemeinsames Ziel: Die Aufarbeitung der kolonialbelasteten Straßennamen in der Afrikasiedlung in Duisburg-Buchholz.
In der Afrikasiedlung sind 14 Straßen nach Orten und einem Akteur der deutschen Kolonialzeit in Afrika benannt. Die teilweise von den Nazis vergebenen Straßennamen stehen unkommentiert im öffentlichen Raum und tragen so dazu bei, dass kolonialrassistisches Gedankengut in den Alltag Duisburgs getragen wird. Straßennamen sind, neben ihrer Funktion als geografische Orientierungshilfen, wichtige Wegweiser in unserer Geschichte. Die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach einer bestimmten Person oder einem Ort ist ein expliziter Akt der Ehrung. Mit der Benennung von Straßen nach Orten und Akteuren des deutschen Kolonialismus, werden also Kolonialverbrecher und ihre Taten noch heute im Duisburger Stadtbild geehrt.
Die Mitglieder der „Initiative Afrikasiedlung“ setzen sich gemeinsam dafür ein, dass die historischen Hintergründe der Straßennamen offengelegt und erläutert werden. In einem ersten Schritt in diese Richtung ist ein Dossier zu den historischen Bedeutungen der Straßennamen entstanden.
Beispiel Lüderitzallee: Adolf Lüderitz (1834–1886) gilt als Begründer der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ (heute Namibia). In kolonialkritischen Kreisen war er als „Lügenfritz“ bekannt, da er die einheimische Bevölkerung mit dem sogenannten „Meilenschwindel“ täuschte und sie um große Teile ihres Landes betrog. Dies hatte katastrophale Folgen für die einheimischen Volksgruppen: Ihre ökonomische Grundlage war zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark bedroht. 1904 spitzte sich die Lage zu, sodass es zu den ersten Aufständen der Nama und Herero, den zwei größten ethnischen Gruppen, kam, die von deutschen Truppen blutig niedergeschlagen wurden. Zwischen 1904 und 1908 verübten deutsche Truppen einen Völkermord und töteten ca. 100 000 Herero und Nama, die sich gegen Vertreibung, Vergewaltigungen und Militärgewalt aufbäumten. Überlebende wurden in Konzentrations- und Arbeitslagern eingesperrt. Dort starben etwa 40 000–60 000 Herero und ca. 10 000 Nama. Das waren 60-80 % der gesamten lokalen Bevölkerung. Von den Nationalsozialisten wurden Adolf Lüderitz und seine Taten verehrt und für Propagandazwecke verwendet. 1936 benannten sie in Duisburg die Lüderitzallee als Akt der Verherrlichung deutscher Kolonialverbrechen nach ihm.
Außerdem fordert die Initiative von der Kommunalpolitik die Errichtung eines interaktiven Lern- und Gedenkorts in der Afrikasiedlung. Es soll ein Ort der Begegnung und des antirassistischen Lernens entstehen, an dem Duisburgerinnen und Duisburger sich über die historische Bedeutung der Straßennamen informieren und austauschen können.
Ein weiteres Vorhaben des Bündnisses ist es, der Grundschule Lüderitzallee zu einem neuen Namen zu verhelfen. Da die Grundschule derzeit keinen Eigennamen hat, ist sie nach der angrenzenden Lüderitzallee benannt. Die Initiative fordert, dass sie einen Namen erhält, der zu einem antirassistischen Lern- und Gedenkort in der Afrikasiedlung passt. Über die Forderungen der „Initiative Afrikasiedlung“ wurde bereits in der Presse berichtet:
Kontaktaufnahme zur Initiative Afrikasiedlung
Afrikasiedlung.du@web.de
Ansprechpartnerin ist Lea Berndorf